Wifo bezieht Stellung
zu aktuellen Themen
Das Wifo vertritt die Interessen von 350 Mitgliedsbetrieben mit rund 20.000 Beschäftigten. Die dargelegten Maßnahmen wirken in verschiedener Weise auf unsere Mitgliedsbetriebe in Ravensburg und Umgebung im Bereich der betrieblichen Mobilität, vor allem aber auf die Funktion und Attraktivität der Ravensburger Innenstadt.
Das Wifo begrüßt das politische Ziel (EU, Bund, Land) der Klimaneutralität bis spätestens 2040, dies wird so auch im Klimakonsens der Stadt Ravensburg von 2021 festgeschrieben. Der Reduzierung der CO2 Emissionen im Verkehr bekommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.
Grundsätzliche Stellungnahme
Eine funktionierende Mobilität und eine gute Erreichbarkeit ist ein zentraler Standortfaktor für Unternehmen. Täglich pendeln rund 33.000 Personen nach Ravensburg zur Arbeit. Zuzüglich der Menschen, die die Innenstadt von Ravensburg vor allem zum Einkaufen und zur Freizeitgestaltung aufsuchen. Für eine florierende Wirtschaft und eine attraktive sowie lebendige Innenstadt ist es wichtig, dass Betriebe und Geschäfte gut erreichbar sind.
Ravensburg muss offen sein für alle Verkehrsarten, statt Verbote gilt es gute Angebote und Anreize schaffen für mehr umweltfreundliches Verhalten in der Mobilität der Menschen. Das Auto ist im ländlichen Raum unverzichtbarer Bestandteil für die individuelle Mobilität um die persönlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten gut ausgestalten zu können. Der Ravensburger Handel erzielt bis zu 70 % des Umsatzes aus der Region. Ravensburg muss deshalb auf die Befindlichkeiten der Kunden aus dem Umland besonders achten. Wenn die Erreichbarkeit mit dem PKW für die Menschen unnötig erschwert wird erhöht es die Gefahr, dass diese Kunden vermehrt nicht mehr nach Ravensburg kommen.
Ravensburg steht im Wettbewerb mit anderen Städten in der Region. Sollte der Standort Ravensburg wegen rückläufiger Frequenzen an Attraktivität verlieren und Menschen deshalb auf weiter entfernte Städte für ein besseres Einkaufsangebot ausweichen (müssen), dann werden die Emissionen vielleicht in der Stadt reduziert, aber insgesamt sogar erhöht.
Das gleiche gilt für Online-Shopping. Die Lieferverkehre, Rücksendungen und der anfallende Verpackungsmüll der Online-Bestellungen bewirkt meist schlimmere Umweltfolgen als der Einkauf vor Ort mit dem PKW.
Erreichbarkeit durch zentralen und günstigen Parkraum muss für Besucher der Innenstadt ausreichend bereitgestellt werden. Bevor Parkraum reduziert und verteuert wird muss das ÖPNV Angebot zunächst deutlich erweitert und attraktiver gestaltet werden.
Der Klimamobilitätsplan der Stadt Ravensburg beinhaltet eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs um 40 %, doppelt so hoch wie das Land Baden-Württemberg mit 20%. Mit Blick auf die Machbarkeit sollte diese Zielsetzung nochmals überprüft werden.
Die Innenstädte stehen unter riesigem Druck. Frequenzrückgänge, zunehmende Leerstände, Qualitätsverluste im Branchenmix, Umsatzverluste bei Handel und Gastronomie sind besorgniserregend. Umso mehr gilt es für Ravensburg konsequent auf allen Ebenen und bei allen Akteuren eine spürbare Willkommenskultur zu pflegen.
Viele Maßnahmen im Klimamobilitätsplan werden vom Wifo begrüßt. Abgelehnt werden aber Ziele und Vorschläge im Planwerk, die vor allem auf das Zurückdrängen des Autos in allen Bereichen setzt und nicht die Mobilitätsoffenheit im Blickfeld hat. Der Handel ist nach wie vor der wesentliche Grund, vor allem für die Menschen aus dem Umland, die Innenstadt aufzusuchen. Eine gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln, ein attraktives und gutes Parkplatzangebot und eine gelebte Willkommens-kultur sind wichtige Erfolgsfaktoren für eine attraktive und lebendige Ravensburger Innenstadt auch in Zukunft.
Der fortschreitende Klimawandel führt zu hohen Kosten in allen Bereichen. Ihm zu begegnen, bedarf großer Innovationen und Investitionen, die nur durch eine starke Wirtschaft zu finanzieren sind. Auch deshalb braucht der Handel in der Innenstadt gute Standortbedingungen, sprich muss gut erreichbar sein.
Stellungnahme zu folgenden Maßnahmen
Fußverkehr 1.2. Steigerung der Aufenthaltsqualität
Das Wifo begrüßt Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Fußverkehrs und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, das die Aufenthaltsdauer in der Stadt erhöht. Bei einer Ausweitung der Fußgängerzone auf den nördlichen Marienplatz ist eine Neugestaltung dieses Bereichs aber zwingend (Vision Oberbürgermeister Daniel Rapp). Wifo unterstützt das Konzept Klimamobil mit der Schaffung einer Begegnungszone in der Karlstraße mit Tempo 30. Dagegen ist in der Georgstraße Tempo 50 unbedingt beizubehalten.
Radverkehr 2.1. Radverbindung und Radführung
Wifo befürwortet den Radschnellweg Baindt – Ravensburg – Friedrichshafen. Die Einrichtung „grüne Welle“ für den Radverkehr mit einer bestimmten Fahrgeschwindigkeit ist eher unrealistisch, zu unterschiedlich sind die Fahrgeschwindigkeiten bei Radfahrern. Teilmaßnahmen für punktuelle Radverkehrsverbesserungen wie die Fußgänger- und Radfahrerbrücke Wangener Straße ist so umsetzen, dass Autoverkehr während der Baumaßnahme auf der B32 möglichst wenig behindert wird.
2.2. Radverkehrssicherheit – Vision Zero Radverkehr
Auch durch Jobrad legen immer mehr Beschäftigte den Weg zur Arbeitsstätte mit dem Rad zurück. Eine gute Datenlage über dieses Radverkehrsaufkommen und über die Entwicklung des Unfallgeschehens an neuralgischen Punkten könnte die Verkehrssicherheit im Berufsverkehr erhöhen.
ÖPNV 3.1.1 – 3.1.5 Maßnahmengruppe Angebots- und Vertriebskonzept
Wifo begrüßt die geplanten Verbesserungen im ÖPNV durch Expressbuslinien (wie Ravensburg, Weingarten, Baindt), Angebotsausweitungen und Taktverdichtungen im Stadtbusverkehr. Die Umstellung der Busflotte auf alternative Antriebe und Einführung attraktiver Tarife und Ticketanagebote ist sinnvoll.
3.2.4. Einrichtung von Busfahrstreifen und Bustrassen sowie Maßnahmen zur Bevorrechtigung des ÖPNV
Diese Maßnahmen sind grundsätzlich richtig wird aber ohne Molldietetunnel vom Wifo abgelehnt. Der Wirtschafts- und Einpendlerverkehr über die Hauptverkehrsstraßen (wie Wilhelmstraße und Schussenstraße) wäre stark betroffen durch Staus und längere Fahrtzeiten.
Motorisierter Individualverkehr – fließend 4.1. Steigerung der Verträglichkeit
Wifo begrüßt verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wohngebieten mit durchgehend Tempo 30. In Hauptverkehrsstraßen lehnen wir Tempo 30 ganztags entschieden ab, dies würde die Erreichbarkeit der Stadt deutlich schmälern. Vor allem die Innenstadt wäre davon negativ betroffen durch Wegbleiben der Besucher aufgrund von längeren Fahrtzeiten und das Gefühl von unnötigen Schikanen.
Motorisierter Verkehr – ruhend 5.1. Neuordnung des öffentlichen Raums
Wifo begrüßt eine sinnvolle Balance zwischen Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum und attraktiver Aufenthaltsqualität. Ravensburg ist hier auf gutem Weg, eine weitere Reduzierung von Parkplätzen vor allem im Straßenraum der Ober- und Unterstadt wird derzeit abgelehnt.
5.2. Optimierung des ruhenden Verkehrs
Die Parkraumbewirtschaftung im innerstädtischen Bereich (Parkdauer, Anwohnerparken, Erhöhung Parkgebühren) wurde 2023 neu geregelt. Weitere verschärfende Maßnahmen zur Reduzierung das MIV lehnt das Wifo ab, die Erreichbarkeit des Innenstadthandels für schnelle Erledigungen ist essenziell.
5.3. Umsetzung Parkraumbewirtschaftung
Die Einführung von Parkgebühren auf dem Bechterplatz/Scheffelplatz wurde und wird vom Wifo abgelehnt. Die Erfahrungen der ersten Monate zeigen, dass die Ziele Reduzierung des MIV und Generierung von Einnahmen durch Parkgebühren bisher nicht erfüllt werden. Wifo fordert eine Zurücknahme der Maßnahmen im Rahmen der Evaluierung im Herbst, auch um die Beschäftigten in der Innenstadt und vor allem im Handel zu entlasten. Mit Blick auf den spürbaren Fachkräftemangel im Handel sollten für dort Mitarbeitende besondere Vergünstigungen beim Parken (Arbeitnehmerparken) eingeführt werden.
Wifo-Stellungnahme – als offener Brief an die Presse versandt am 30.11.2022 – zu den Äußerungen von Dr. Andreas Thiel-Böhm im Pressebericht der Schwäbischen Zeitung vom 29.11.2022 „Hiobsbotschaft für den Einzelhandel“:
„Wir erwarten von Herrn Andreas Thiel-Böhm eine öffentliche Entschuldigung. Und zwar nicht beim Wifo, sondern vielmehr bei den Menschen, an die er seine Anwürfe adressiert hat. Diese befinden sich eben gerade nicht in einer „Kaufwut“, sondern sehen sich selbst bei Einkäufen des täglichen Lebensbedarfes signifikanten Kostensteigerungen, bedingt durch die derzeitigen Krisen, ausgesetzt. Diese Lebenswirklichkeit mag Herrn Thiel-Böhm entgangen sein, indem er gerade auch jene Menschen beleidigt, die auch seine zahlende Kundschaft sind.
Es fällt daher auch schwer, Äußerungen, wie jene des Herrn Thiel-Böhm, als Ironie einzuordnen. Wir betrachten diese eher als unverschämt und sind uns darüber hinaus sicher, dass auch die kommunalen Anteilseigner der TWS die Haltung des TWS-Geschäftsführers ausdrücklich nicht teilen. Vielmehr sind wir OB Daniel Rapp dankbar, dass er in der öffentlichen Gemeinderatssitzung nach unserer Kenntnis klargemacht hat, dass die Äußerungen in keiner Weise die Haltung der Stadt darstellen und er sich über jeden Gast und jede Kundin oder Kunde in unserer Stadt freut – egal, mit welchem Verkehrsmittel er kommt. Das ist ein wichtiges Signal unseres Oberbürgermeisters an den Einzelhandel in unserer Stadt, der immer noch extrem unter Druck steht.
Falls die Äußerung „kaufwütige Menschen“ nachdrücklich so gemeint war, muss man sich ja fragen, ob Herr Thiel-Böhm der Richtige ist, um die Bewirtschaftung des ruhenden Verkehrs weiterhin zu verantworten. Die wiederholt auftretenden Probleme bei Sanierungsarbeiten an Parkierungseinrichtungen in der Stadt lassen jedenfalls eher den gegenteiligen Schluss ausdrücklich zu.
Wir erwarten von der TWS, dass das Parkhaus Rauenegg, wegen des für den Handel und Gastronomie wichtigen Weihnachtsgeschäfts und auch für den Christkindlesmarkt schnellstmöglich wieder voll zur Verfügung steht. Vor allem die Geschäfte in der Oberstadt sind von der Schließung betroffen, haben sie doch wegen den Baustellen zur Fernwärme – aktuell in der Herrenstraße – schon genügend unter Belastungen und Frequenzrückgängen zu leiden. Die 40 Parkplätze auf einem Parkdeck reichen im Notbetrieb in der Vorweihnachtszeit bei weitem nicht aus“.
Der Wifo-Vorstand
Die Stadt Ravensburg schreibt ihren Lärmaktionsplan fort, zum vorliegenden Entwurf bezieht das Wirtschaftsforum Pro Ravensburg wie folgt Stellung: Das Thema Tempo 30 in Ravensburg wird kontrovers diskutiert. Einerseits sollen die Lebensqualität und Verkehrssicherheit für die betroffenen Menschen so hoch wie möglich sein, andererseits soll die Mobilität von Bevölkerung und Wirtschaft nicht eingeschränkt werden. Dieser Zweispalt ist dem Wifo bewusst, eine ausgewogene Lösung ist anzustreben, um bei notwendigen Verkehrsanordnungen eine möglichst hohe Akzeptanz bei allen Anspruchsgruppen zu erzeugen.
Die Ausweitung der Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h nachts (LAP Stufe1) auf ganztags (LAP Stufe 3) hätte aus Wifo Sicht nach vorliegendem Entwurf der Stadt Ravensburg deutliche negative Auswirkungen auf den Verkehr und die Funktion der Hauptverkehrsstraßen und damit auf die wichtige Erreichbarkeit der Innenstadt.
Hauptverkehrsstraßen erfüllen eine zentrale Funktion im städtischen Straßennetz, ein Großteil des motorisierten Verkehrs sollte dort gebündelt werden. Dazu müssen diese Straßen aber leistungsfähig und attraktiv sein, damit Ausweichverkehre in Wohngebiete vermieden werden.
Tempo 30 ganztags würde die Fahrtzeiten auf den genannten Straßen deutlich erhöhen mit Folgen auf die Attraktivität der Stadt als Ganzes. Die dadurch entstehenden Verlustzeiten für den gewerblichen Verkehr und auch für Pendler summieren sich und sind für den Wirtschaftsstandort nachteilig.
Tempo 30 ganztags verringert eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Die Menschen wollen zügig von A nach B kommen, nicht notwendige oder spürbare Verlängerungen der Fahrtdauer senken erfahrungsgemäß die Motivation den angestrebten Zielort weiterhin anzusteuern. Das Image von Ravensburg als gut erreichbare Stadt, hat sich in den letzten Monaten und Jahren durch viele und über länger andauernde Baustellen und durch die lang geschlossene Marienplatztiefgarage deutlich verschlechtert. Tempo 30 ganztags auf den Hauptverkehrsstraßen könnte diese Wahrnehmung in der Bevölkerung in Stadt und Region weiter verstärken und damit die Zentralität an Anziehungskraft von Ravensburg senken.
Tempo 30 Zonen ganztags haben sich in Wohngebieten längst bewährt, eine Ausdehnung auf alle in Frage kommenden Straßen in diesen Bereichen ist aus Wifo Sicht sinnvoll und zielführend. Die Festlegung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen kann in begründeten Fällen auch ganztags erfolgen, wie vor Schulen, Kindergärten und Einrichtungen, die besondere Verkehrssicherheit erfordern, sowie an Stellen mit hohem Radverkehrsaufkommen oder Fußgänger-Querungsbedarf.
Das Motorengeräusch bei Tempo 30 im dritten Gang unterscheidet sich nicht wesentlich von dem bei Tempo 50 im vierten Gang. Im Stadtverkehr sind vor allem hohe Drehzahlen für den Lärm verantwortlich. Diese können durch ein Tempolimit von 50 km/h auf 30km/h lediglich um 2 Dezibel (A) gesenkt werden. Laut ADAC haben das Messungen in Berlin ergeben; die Lärmreduktion ist nach diesen Ergebnissen eher gering.
Wifo fordert: Tagsüber weiterhin Tempo 50 km/h auf der B32 (Wangener Straße, Leonhard – Wilhelmstraße, Schussenstraße), in der Jahnstraße und Hindenburgstraße um vor allem eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt für die Menschen aus der Region zu gewährleisten. Die „Zuleitungsstrecken“ sind die Verkehrsadern zur Innenstadt bzw. zu den Parkhäusern.
Mit dem Bau des Molldietetunnels werden sich die Verkehrsmengen (vor allem Durchgangsverkehr) und damit auch die Lärmbelastungen auf der gesamten B32 deutlich reduzieren. Deshalb muss alle Kraft auf den baldigen Baubeginn konzentriert werden. Die Fertigstellung wird dennoch Jahre dauern, bis dahin sollten vordringlich lärmmindernde Maßnahmen wie Einbau von Flüsterasphalt, Bezuschussung für den Einbau von Lärmschutzfenstern, Förderung Umweltverbund und Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden.
Tempo 30 ganztags in den Stadtstraßen mit freiwilliger Kartierung zurückstellen, da es auch keine Pflichtaufgabe ist. Erst müssen die Lärmbelastungen in diesen Bereichen konkret gemessen werden; Berechnungen des Umgebungslärms auf Basis aktueller Verkehrszahlen sind nicht ausreichend.
Zu klären bzw. zu berechnen ist auch, welche Auswirkungen Tempo 30 auf den Busverkehr und auf Einsätze bei Feuerwehr und Rettungsdiensten zu erwarten sind.
In allen Wohngebieten und Quartieren mit Mischnutzung in Ravensburg sollte Tempo 30 ganztags und flächendeckend geprüft werden.
Fazit: Tempo 30 ganztags als innerörtliche Regelgeschwindigkeit in den im Entwurf genannten Straßen ist aus Sicht des Wifo weder aus Lärm‑, Sicherheits- noch aus Umweltgründen zielführend. Die verkehrliche Anordnung würde vor allem die wichtige Erreichbarkeit der Innenstadt schmälern und insgesamt den Verkehr auf den Hauptverkehrsstraßen beeinträchtigen.
Zum 01.01.2022 soll (Beschluss Gemeinderat 2019) das neue Parkraumkonzept umgesetzt werden. Im UVA wird darüber am 20.10.2021 und im Gemeinderat am 25.10.2021 beraten. In der SZ wurde am 04.10.2021 über die Sitzung des Klimarats berichtet. Dieser empfiehlt deutliche Erhöhungen bei den Parkgebühren um die Ziele aus dem Klimakonsens erreichen zu können. Die Gemeinderatsfraktion der Grünen fordert mit Antrag vom 31.05.2021 die rasche Umsetzung der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Die Innenstadt steht durch Corona stark unter Druck, verstärkt durch Digitalisierung und Online-Handel sowie durch verändertes Kunden- und Kaufverhalten. Der Bedarfskauf nimmt zu, bei Textil und Schuhe hat der Onlinehandel einen Anteil von rund 40%. Das 12 Punkte Programm der Stadt Ravensburg unter Einbeziehung des Wifo ist ein wichtiges Maßnahmenbündel, um die Innenstadt lebendig und attraktiv zu erhalten. Eine gute Erreichbarkeit ist die zentrale Voraussetzung für Frequenz und damit für eine lebendige Stadt. 70% des Umsatzes im Ravensburger Handel kommt aus der Region, davon profitiert auch die Gastronomie. Die Erreichbarkeit muss für alle gewährleitet und erschwinglich sein, dies ist auch eine soziale Frage. Die im Klimarat vorgeschlagenen Maßnahmen zum Parken in Ravensburg wirken direkt auf die Erreichbarkeit der Innenstadt und werden zu einer intensiven Diskussion in der Stadtgesellschaft und in der Wirtschaft führen. Diese Diskussion wird längst auch in der Region wahrgenommen.
Wifo fordert: Ravensburg hat ein gutes Parkangebot mit über 2500 Parkplätzen in den Park- und Tiefgaragen. Die Parkgebühren in den städtischen Parkhäusern müssen attraktiv bleiben und wegen der geforderten Lenkungswirkung gegebenenfalls auch gesenkt werden. Oberirdisches Parken in der Altstadt soll deutlich teurer werden: 1 Euro je angefangene 30 Minuten. Diese Lenkungswirkung in die Parkhäuser ist grundsätzlich richtig, attraktive Parkgebühren in den Tiefgaragen sind dafür die Voraussetzung. Die Höchstparkdauer soll auf 30 Minuten in der Oberstadt, auf 60 Minuten in der Unterstadt begrenzt werden. Die Möglichkeit, schnelle Besorgungen auch mit dem Auto in der Altstadt zu erledigen, ist für viele Kunden nach wie vor wichtig. Einige Städte bieten deshalb die „Brötchentaste“ an. Die Taktung der Parkzeiten soll deshalb in 10 Minuten Schritten erfolgen, das Handyparken kann diese Lösung unterstützen. Die Bewirtschaftungszeiten von 9–20 Uhr von Montag bis Freitag sollten zur Stärkung der Gastronomie auf 9–18 Uhr festgelegt werden. Die Parkmöglichkeiten im Außenbereich sollen ebenfalls deutlich erhöht werden: 2022 auf 0,30 € je angefangene halbe Stunde, mit Steigerung bis 2025 auf 1 Euro. Die Gebührenerhöhung bei diesen Parkzonen ist zu hoch, sie sind wichtig für Beschäftigte und für Kunden der Innenstadt, die bereit sind eine längere Distanz zu Fuß in die Innenstadt in Kauf zu nehmen. Die Bewirtschaftung der Kuppelnau wurde vom Gemeinderat im Grundsatz beschlossen. Die geplanten Parkgebühren sind für das Wifo nicht akzeptabel, davon wären vor allem die Beschäftigten bei Handel und Gastronomie der Innenstadt betroffen. Ein Tagesticket von 4 Euro und ein Monatsticket für 48 Euro ist für die Mitarbeiter*innen eine viel zu hohe Belastung, die auch Auswirkungen auf die Wahl des Arbeitsplatzes in der Innenstadt hat. Kostenlose Parkplätze auf dem Gelände der Oberschwabenhalle als Alternative bedeuten einen deutlich längeren Fußweg zur Innenstadt, der vor allem in der dunklen Jahreszeit problematisch ist. Ab 2023 sind dynamische Parkgebühren in Abhängigkeit von der Auslastung in den Parkhäusern im Gespräch. Eine gute Auslastung, wie an Samstagen, hätte höhere Parkgebühren zur Folge. Mit Blick auf das Klimamobil- Konzept und die gewünschte Lenkungswirkung müssen die Parkgebühren in den Parkgaragen an allen Tagen attraktiv ausgestaltet werden.
Der Vorstand des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg stimmt dem Konzept Klima Mobil im Grundsatz zu, fordert aber gleichzeitig ein umfassendes Frequenzkonzept als entscheidenden Beitrag zu einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung im Bereich der Innenstadt. Flankierende zusätzliche Maßnahmen sind aus Wifo Sicht unabdingbar: Die im Rahmen vom Klimakonzept geplanten Buslinienführungen müssen kundenfreundlich optimiert werden. Die Bushaltestellen im Hirschgraben, Olgastraße, Karlstraße, Schussenstraße müssen nutzerfreundlich konzipiert, leicht zugänglich und in kurzer Distanz zur Innenstadt sein.
Eine neue Bushaltestelle muss am Knotenpunkt Schussenstraße/Gartenstraße auf der Südseite der Schussenstraße (am Kreuzbrunnen) angelegt werden, damit die Fahrgäste ohne Straßenquerungen direkt in die Altstadt aufsuchen können. Die derzeitige Bushaltestelle am Frauentorkino wäre im neuen Buskonzept nicht nutzerfreundlich. Der Verkehr aus der Olgastraße in Richtung Karlstraße darf durch die geplante Ampelschaltung für die Buslinie 3, (gegen die Fahrtrichtung in den Hirschgraben) nicht behindert werden. Bei der Testphase im Winter 2019 entstanden häufig Staus.
Der geplante On-Demand-Shuttle muss die ganze Altstadt, insbesondere die Oberstadt erschließen, er muss kostenlos und bequem nutzbar sein. Die Herausnahme der Buslinien aus der Innenstadt wird die Aufenthaltsqualität auf dem Marienplatz und in der Bachstraße steigern. Gleichzeitig sind für dem nördlichen Marienplatz spürbare Frequenzrückgänge zu befürchten mit negativen Auswirkungen auf Handel und Gastronomie. Den Frequenzrückgängen muss durch qualitätsvolle Gestaltung, Veranstaltungen und Projekte entgegengewirkt werden. Die Fertigstellung der Bauhütte und die Neugestaltung des Holzmarkts sind ein wichtiger Baustein für mehr Attraktivität und Frequenz (neue Musikschule) auf dem nördlichen Marienplatz. Die dauerhafte Umsetzung des Klimamobils sollte erst nach Abschluss dieser Baumaßnahmen erfolgen.
Die Parkplätze in der Unterstadt und Oberstadt dürfen nicht weiter reduziert werden. Sie sind ein wichtiger Teil der Gesamterreichbarkeit der Innenstadt. Die Parkmöglichkeiten in der Unterstadt müssen über die Begegnungszone Karlstraße weiterhin gut erreichbar bleiben. Die Umgestaltung des Gespinstmarktes zur Fußgängerzone ist abgeschlossen. Überlegungen für weitere Fußgängerzonen in der Oberstadt und Unterstadt lehnen wir ab. Die Burgstraße muss weiterhin auch für Autos in beiden Richtungen befahrbar bleiben. Die geplante neue Verkehrsführung in der Karlstraße und Georgstraße hat vielfältige Auswirkungen auf den gesamten Stadtverkehr. Eine sechsmonatigen Testphase wird vom Wifo ausdrücklich begrüßt unter Einbindung aller Anspruchsgruppen. Zuvor ist eine umfassende Verkehrssimulation notwendig um die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf den Stadtverkehr gründlich analysieren zu können. Das Wifo bringt sich weiterhin aktiv in die weiteren Planungen und Abstimmungsprozesse zum Klimamobil ein.
Wifo-Forderungen an die Stadt
Durch den staatlichen Shutdown sind Unternehmen und Arbeitsplätze auch in Ravensburg unmittelbar in Gefahr geraten. Manche Prognosen gehen davon aus, dass bundesweit bis zu einem Drittel der Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomen aufgeben müssen. Dieser Verlust würde den Innenstädten identitätsstiftende und lebenswichtige Merkmale entziehen und vor kaum lösbare Probleme stellen. Wie in anderen Städten sinkt auch in Ravensburg die Frequenz schon seit längerer Zeit, durch Corona wird dieser Trend nochmals verstärkt. Durch das gemeinsame Handeln von Stadt und Wirtschaft über viele Jahre auf dem Ravensburger Weg konnte eine hohe Zentralität und Attraktivität für die Innenstadt von Ravensburg aufgebaut werden. Diese Stärke gilt es jetzt mit geeigneten Maßnahmen zu erhalten und, wo es möglich ist, noch auszubauen. Der Wifo Maßnahmenkatalog ist auch ein Ergebnis aus dem Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden vom 27. Mai 2020. Er beinhaltet Vorschläge, die sofort zur Unterstützung der Innenstadt umgesetzt werden sollten und weitere Maßnahmen, die ebenfalls wichtig sind und baldmöglichst begonnen werden sollten.
Akuter Handlungsbedarf Innenstadt
- Parkgebühren in städtischen Parkhäusern senken (1 Stunde 1 Euro, 2 Stunden 2 Euro bis mindestens 31.12.2020)
- Bezahlung Parkgebühren auch mit Kreditkarte
- Einführung Handyparken
- Täglich gültiges Ein Euro-Ticket im Stadtbus
- Drei verkaufsoffene Sonntage zwischen September und November, ohne besondere Anlässe
- Aussetzen der Sondernutzungsgebühren über 31.12.2020 hinaus
- Ermöglichungskultur leben durch schnelle, kreative und pragmatische Lösungen
Hinweis: Das Wifo geht davon aus, dass eine Reduzierung der Parkgebühren in den ersten zwei Stunden zu keinem erheblichen Ausfall der Einnahmen führt. Vielmehr werden dadurch neue Gäste für die Parkgaragen gewonnen, die bisher diese aufgrund des Preises vermutlich gemieden haben. Das Wifo steht gerne für die Ausarbeitung einer einnahmeoptimierten Planung der Parkgebühren zur Verfügung.
Initiative Ravensburg
- Keine Budgetkürzung im Zuge der Haushaltskonsolidierung 2020
Weiterer Handlungsbedarf Innenstadt
- Bebauungspläne Innenstadt überprüfen um neue Handelsnutzungen zu ermöglichen oder bestehende zu stärken
- Verkehrsentwicklungsplan Altstadt konkretisieren in Verbindung mit dem Verkehrsentwicklungsplan „mittleres Schussental“
- Keine weiteren Fußgängerzonen
- Überarbeitung der Sondernutzungssatzung, Stadtbildsatzung, Satzung über Werbeanlagen
- Weitere Stärkung der Aufenthaltsqualität
Erreichbarkeit
- Burgstraße bleibt offen, weiterhin befahrbar in beiden Richtungen
- Kein weiterer Abbau von Kurzzeitparkplätzen in der Innenstadt und am Innenstadtrand
- Kuppelnau für kostenlose Parkplätze beibehalten
- E‑Parkplätzen in städtischen Parkhäusern auf acht Stellplätze übergangsweise begrenzen
- Schaffung weiterer Fahrradabstellplätze
Digitalisierung
- Digitalisierungsstrategie für Ravensburg weiter umsetzen
- Einrichtung eines Digitalisierungsbeirats aus Stadt, Politik, Wirtschaft/Wifo
- Überprüfung IT Strategie Schulen
- Neuer Anlauf zu 5 G in Ravensburg
- Weiterer Breitbandausbau im ganzen Stadtgebiet
- Ausbau von Online-Diensten für Gewerbe und Bürger*innen
Mit seinem „Verkehrskonzept Altstadt“ ist Oberbürgermeister Daniel Rapp der zentralen Forderung des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg nach einer guten Erreichbarkeit der Altstadt für Kunden des Handels in wesentlichen Punkten entgegen gekommen. Insbesondere von einem auf 50 Cent reduzierten Tarif für die ersten 30 Minuten in den städtischen Parkhäusern erwartet das Wifo eine positive Signalwirkung. „Auf dem Gespinstmarkt allen Erwartungen und Bedürfnissen in einem Konzept gerecht zu werden, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein“, fasst Wifo Vorstandssprecher Thomas Reischmann die aktuelle Stimmungslage zusammen. Deshalb sei es gut, dass am Ende der Diskussionen nun ein Kompromiss steht. Auch wenn sich darin nicht alle Forderungen des Wifo wiederfinden, trägt der Vorstand das von OB Rapp vorgelegte neue Konzept mit. „Für eine auf einer breiten Basis akzeptable Lösung war es wichtig, nochmals diese Runde zu drehen“, betont Reischmann.
Auch innerhalb des Wirtschaftsforums, in dem über 340 Unternehmen aus allen Branchen organisiert sind, gingen die Meinungen auseinander. Eine Neugestaltung des Platzes und damit mehr Aufenthaltsqualität in der Oberstadt sei schon lange eine der Forderungen des Wifo gewesen und werde einhellig begrüßt. Andererseits müsse das Wifo auch die Befürchtungen der in ihm organisierten inhabergeführten Geschäfte sehr ernst nehmen, dass durch den Wegfall von Parkplätzen Kunden die Geschäfte meiden. Dem sei bislang zu wenig Rechnung getragen gewesen. Zentrales Thema für die Innenstadt sei neben der Aufenthaltsqualität die Erreichbarkeit, betont Wifo Geschäftsführer Eugen Müller. Dieses habe OB Rapp mit seinem neuen Konzept aufgenommen. Die Reduzierung der Gebühr in den städtischen Parkhäusern auf 50 Cent für die ersten 30 Minuten sei ein Vorschlag, der neu in der Diskussion ist und den das Wifo begrüßt. Allein dabei dürfe es jedoch nicht bleiben. Wichtig sei der im Konzept des OB vorgesehene Abfluss des Verkehrs über den nördlichen Marienplatz. Das Wifo hätte keine Bedenken, ab 20 Uhr die Poller am Blaserturm wieder hochzuziehen. „In den späten Abend- und Nachtstunden gibt es keine Begründung, weshalb der Marienplatz befahrbar bleiben sollte“ unterstreicht Müller. Tagsüber solle jedoch das oberirdische Parken auf den 50 Stellplätzen in der Oberstadt für einen Euro pro Stunde weiterhin möglich sein. Wichtig sei daneben, dass auch Markstraße und Kirchstraße für das Auto offen bleiben. „Ansonsten wären die Geschäfte großflächig von jeder Zufahrtsmöglichkeit abgeschnitten, wenn der Gespinstmarkt Fußgängerzone wird“, sagt Müller.
Das Wifo begrüßt auch alle Maßnahmen, den ÖPNV attraktiver zu machen. Der 1‑Euro-Bus solle beibehalten und nach Möglichkeit sogar noch ausgeweitet werden. Das Umleitungskonzept für die Busse über den Hirschgraben als Test für drei bis vier Monate entspreche einer aktuellen Forderung des Wifo. Bei allen Maßnahmen zugunsten des ÖPNV sei aber immer auch zu berücksichtigen, dass für die Erreichbarkeit einer Stadt wie Ravensburg mit einem überwiegend ländlichen Einzugsgebiet von 400- bis 500 000 Menschen das Auto noch auf sehr lange Zeit das Verkehrsmittel Nummer eins bleiben werde. Das Wifo bittet die Gemeinderatsfraktionen, bei allen ihren Entscheidungen den enorm unter Druck stehenden Handel mit im Auge zu behalten. Wer mit dem Onlinehandel konkurrieren möchte, müsse für den Kunden ohne große Umstände erreichbar sein und eine gute Aufenthaltsqualität bieten. Dass dies keine grundlose Schwarzmalerei ist, zeigten die Umsatz- und Kundenfrequenzrückgänge im Ravensburg seit Schließung der Marienplatztiefgarage. „Die positiven Effekte, die von ihrer Wiedereröffnung ausgehen werden, dürfen nicht durch überzogene Reglementierungen an anderer Stelle zunichte gemacht werden“, mahnt Wifo Vorstandssprecher Thomas Reischmann.
Mit großer Mehrheit brachte vor kurzem der Ravensburger Gemeinderat eine Digitalstrategie für Ravensburg auf den Weg. Damit, so die Überzeugung, seien wichtige Weichen für einen konsequenten Weg für eine digitale Transformation der Stadt gestellt worden. Das Wirtschaftsforum Pro Ravensburg (Wifo) teilt diese Einschätzung. „Digitalisierung betrifft alle Wirtschaftsbranchen und ist zu einem wichtigen Standortfaktor für Städte geworden“, sagt Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller. Studien belegten, dass stärker digitalisierte Städte tendenziell wirtschaftlich erfolgreicher seien. Das Wifo habe seit Jahren immer wieder Verwaltung und Politik auf die große Bedeutung einer Digitalstrategie für den Wirtschaftsstandort Ravensburg hingewiesen und freue sich sehr, dass diese nun verabschiedet worden sei. Dass die Stadt mit ihrer Digitalstrategie auf dem richtigen Weg ist, zeigt auch eine aktuelle Bestandsaufnahme des Digitalverbands Bitkom, die am 19. März als sogenannter Smart-City-Atlas veröffentlicht wurde. In diesem wird Ravensburg zusammen mit 47 weiteren deutschen Städten als Vorreiterstadt auf dem Weg zur Smart City gelistet.
„Wir begrüßen die verabschiedete Digitalisierungsstrategie sehr“, sagt auch Wifo-Vorstandssprecher Norbert Martin. Für die Bewältigung eines derart komplexen Bereiches wie der Digitalisierung seien eine zielgerichtete Agenda sowie ein konkretes Projektmanagement erforderlich. „Das Wifo ist als Stimme der Wirtschaft daher auch ein Antreiber des notwendigen digitalen Transformationsprozesses“, so Martin. Durch die Digitalisierungsstrategie und vor allem durch deren Umsetzung stelle sich die Stadt mit modernen Prozessen für die Zukunft auf, ist auch Wifo-Vorstandsmitglied Susanne Nebel überzeugt. „Ob es hierbei um die Einführung der 5 G – Technik oder um ein modernes Wärmekonzept für die Altstadt geht, ob im Gesundheitsbereich die Versorgung verbessert werden kann oder ob die Industrie 4.0 prozessoptimierter produzieren kann – kurzum, unser aller Alltag und die Arbeitswelt werden sich verändern, deshalb begrüßen wir, dass die Stadt sich diesen Herausforderungen stellt.“
Das im Fokus stehende „digitale Stadterlebnis“ ist vor allem für den Handel und den Tourismus in Ravensburg von Bedeutung. Die Stadt werde ihre Attraktivität und Lebendigkeit nur behalten, wenn sie den zunehmend hybrider werdenden Kunden und Besuchern auch Bequemlichkeit und Erlebnis in der digitalen Stadt biete, ist Norbert Martin überzeugt und verweist auf E‑Government-Möglichkeiten, mobiles Bezahlen und sonstige Mehrwerte. „Wir kämpfen um den Erhalt hoher Besucherfrequenz gegen den nicht regionalen Onlinehandel. Unsere Händler müssen dabei ihr digitales Angebot ebenfalls weiter ausbauen“, sagt er. Gerade die Verknüpfung von Angeboten aus Einkauf, Kultur und Tourismus lade Besucher zu längeren Verweilzeiten in der Ravensburger Innenstadt ein. Das wiederum führe zu höheren Frequenzen in den Ladengeschäften und gegebenenfalls auch zu Umsatzsteigerungen, schrieb Wifo-Geschäftsführer Müller Ende Februar in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp. Das Wirtschaftsforum begrüße als Interessenvertreter von 340 Mitgliedsunternehmen die Umsetzung eines „digitalen Stadterlebnisses“ in Ravensburg sehr, betont Müller in dem Brief und sagt eine aktive Teilnahme im Planungsprozess zu. „Wir sehen uns hier als Partner, der auch den ‚digitalen Ravensburger Weg‘ gemeinsam mit der Stadt gehen möchte“, betont Susanne Nebel. Das Wifo setze sich beispielsweise für ein flächendeckendes Glasfasernetz ein – als Grundlage für all die neuen digitalen Möglichkeiten. Darüber hinaus stehe die Interessenvertretung im regelmäßigen Dialog mit den Verantwortlichen der Stadt, berichtet Norbert Martin. „Unser jahrzehntelanges Zusammenarbeiten im Stadtmarketing macht uns zu exzellenten Partnern. Wir sind kein ‚eingefahrenes‘, sondern ein eingespieltes, von Kreativität und Veränderungsbereitschaft geprägtes Team“, betont er.
Über verschiedene Themenabende, Besichtigungen und Vorträge bietet Wifo seinen Mitgliedern zudem Hilfestellungen in Sachen Digitalisierung. Zum Thema Glasfaser im Gewerbegebiet Mariatal etwa findet am 17. April um 16 Uhr im Mariataler Fleischmarkt eine Informationsveranstaltung mit Stadtverwaltung, TWS und Teledata statt. Auch im Rahmen weiterer Informationsveranstaltungen geben Wifo-Mitglieder und Externe ihr Expertenwissen und Know-how weiter. „Dieses Netzwerk macht das Wifo so schlagkräftig“, betont Norbert Martin.
„Das haben wir so schnell nicht erwartet, damit rückt der Molldietetunnel einen großen Schritt näher, wir freuen uns riesig über die absolut positive Nachricht aus dem Verkehrsministerium“ so die einhellige Meinung des Wifo-Vorstands. Für den Wirtschaftsstandort Ravensburg ist der Molldietetunnel unverzichtbar, vor allem zur Lösung des riesigen Ost-Westverkehrs, der sich täglich mitten durch die Innenstadt wälzt und einer der Hauptverursacher von Lärm und schlechter Luft in der Stadt ist. Zwischen den Autobahnen A81 und A96 ist Ravensburg das Nadelöhr schlechthin. Beseitigen kann es nur der Molldietetunnel. Der jetzt zugesicherte Planungsbeginn im nächsten Jahr ist deshalb ein wichtiger Schritt. Das gemeinsame Zusammenwirken vieler politischer Kräfte verbunden mit der Priorisierung der notwendigen Verkehrsprojekte in der Region hat sich ausgezahlt. Das Wifo dankt hier vor allem Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp für sein nachdrückliches und stetiges Werben für diese wichtige Infrastrukturmaßnahme und auch Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbandes Bodensee – Oberschwaben. Von der baldigen Realisierung des Molldietetunnels profitiert die Wirtschaft und die Bevölkerung, vor allem aber die stark belasteten Anwohner in der Wangener Straße, ist sich das Wifo sicher. Die Wirtschaft braucht den Tunnel weil es dazu keine Alternative gibt und das Gefahrenpotenzial des Schwerlastverkehrs aus der Innenstadt muss. Und nicht zuletzt sind nur mit einem Molldietetunnel Einschränkungen des Verkehrs auf der Burgstraße, Beruhigungen an der Wangener Straße und eine Entlastung des Frauentors überhaupt denkbar und damit verbunden eine deutliche Verbesserung der Luftqualität in der Innenstadt.